Patient des Monats September ist die kleine Praline, die unter einer äußerst schmerzhaften und 𝗳𝘂̈𝗿 𝗠𝗲𝗲𝗿𝘀𝗰𝗵𝘄𝗲𝗶𝗻𝗰𝗵𝗲𝗻 𝘁𝘆𝗽𝗶𝘀𝗰𝗵𝗲 𝗞𝗿𝗮𝗻𝗸𝗵𝗲𝗶𝘁, dem sogenannten 𝗟𝗶𝗽𝗽𝗲𝗻𝗴𝗿𝗶𝗻𝗱, litt. Hierbei entwickeln Meerschweinchen entzündliche Krusten an den Lippen, die sich in schweren Fällen auch im ganzen Gesicht ausbreiten können. Die tatsächlichen Ursachen für ein Lippengrind sind bis heute nicht wissenschaftlich bewiesen. Dennoch geht man davon aus, dass Mangelerscheinungen an Vitaminen, Spurenelementen oder essenziellen Fettsäuren Grund dafür sein können. Zudem können Zahnerkrankungen oder Verletzungen im Maulbereich Auslöser für die Entzündung sein.
Glücklicherweise wurden Pralines Besitzer schnell auf die krustigen Lippen aufmerksam und stellten uns die kleine Dame direkt vor, obwohl sie sonst einen durchaus munteren Eindruck machte. Während der Behandlung wurde neben den entzündlichen Krusten ein blutiges Sekret sichtbar, was uns in unserer Annahme bestärkte, dass es sich um ein Lippengrind handelt. Auch wenn alles auf die Erkrankung hindeutet, muss generell eine Probe entnommen und mikrobiologisch untersucht werden, um Lippengrind und dessen Erreger nachweislich festzustellen. Aus diesem Grund wurde Praline eine Tupferprobe entnommen und auf direktem Wege ins Labor gesendet.
In der Annahme, dass Praline unter einem Lippengrind litt, spülten wir ihr Maul, um eine Verletzung oder Zahnerkrankung als Ursache auszuschließen. Wir verabreichten der kleinen Dame ein entsprechendes Antibiotikum, was typischerweise bei einem Lippengrind eingesetzt wird und ein Schmerzmittel, da die eitrigen Krusten stark schmerzhaft für Meerschweinchen sind. Zusätzlich erhielten ihre Besitzer eine Jodtinktur und Honigsalbe, um die Stellen täglich zu reinigen und zu pflegen. Darüber hinaus gaben wir Pralines Besitzern den Rat, das Grünfutter mit Leinsamen zu ergänzen, da Leinsamen besonders reich an essenziellen (entzündungshemmenden) Fettsäuren sind. Zudem sollte auf stark säurehaltiges Obst vorerst verzichtet werden, damit die betroffenen Stellen nicht zu stark gereizt werden.
Als Praline wenige Tage später zur ersten Nachkontrolle kam, waren ihre Krusten bereits deutlich kleiner. Zudem bestätigte der Laborbefund, dass unsere Annahme eines Lippengrinds richtig war, so dass wir Pralines Besitzern dazu rieten, die medikamentöse Behandlung und tägliche Wundversorgung weiterzuführen. Um den Heilungsprozess weiter zu beobachten, wurde ein weiterer Kontrollbesuch vereinbart. Dieser zeigte, dass die ursprünglichen Stellen zwar fast vollständig abgeheilt waren, sich dafür aber neue Krusten im Maulwinkel bildeten. Im Zuge dessen entstand der Verdacht, dass sich das Lippengrind bei Praline aufgrund einer kleinen, nicht sichtbaren Mikroverletzung im Maul in Kombination mit einer bestehenden Immunschwäche entwickelt hat. Daher erhielt Praline eine Immunaufbauspritze, die einen möglichen Vitaminmangel ausgleicht und den Regenerationsprozess wirkungsvoll unterstützt.
Wir drücken nun die Daumen, dass sich Pralines Immunsystem schnell erholt, so dass sich keine weiteren Krusten bilden und Praline wieder beschwerdefrei herumtollen kann.